Barbara Heinisch: Düsseldorf 1990

GEDANKEN ZUR BILD(ER)FINDUNG 1990

GEDANKEN ZUR BILD(ER)FINDUNG

Die Möglichkeit, mithilfe der anderen Person Bild-Gestaltungen zu entwickeln
und zu erfinden, ist für mich so überwältigend in seinen Ausmaßen,
daß ich dieses Gebiet mein ganzes Leben lang erforschen werde.
Es ist ein direktes Kennlernen über das gemeinsame Tun und
es ist nicht immer eindeutig, wer den anderen lenkt.
Häufiger wohl habe ich in der Vergangenheit mein Gegenüber zu sich selbst und
seinen Ausdrucksmöglichkeiten geführt. Es kam und kommt aber genauso vor,
daß Vorschläge der Gestaltung vom Gegenüber geäußert und realisiert werden.
Meine Bereitschaft, mich darauf einzulassen, kann mich zu völlig neuen und
überraschenden Resultaten bringen!
Eigentlich sind das die aufregenden Momente in der Arbeit,
weil sie mir eine neue Seite meines Ichs zeigen.

Die künstlerische Form meiner Arbeit trägt die Chance der „Selbstentdeckung“ in sich.
Die Gefahr der stereotypen Wiederholung, mit der sich andere Maler abquälen,
ist durch mein Konzept weitgehend ausgeschlossen. Ich merke selbst sehr rasch,
wann das gemeinsame Tun ohne „Saft und Kraft“ ist.
Folglich ist mein eigentliches kreatives Tun und ebenso das Resultat der Aktion nicht ausschließlich mein Werk.
Der andere hat sich genauso hinein gegeben und verwirklicht.
Indirekt und wesentlich mehr aktiv als in der Tradition der Portrait- und Aktdarstellung
ist das Modell mitbeteiligt an der Bildgestaltung und ganz besonders am Stil des Gemäldes.
Ein temperamentvolles Gegenüber hinterlasst mehr „Wirbel“ auf der Leinwand,
als eine ruhige, mehr zum „minimal“ neigende Person.

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